Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ab 35 Jahren erkrankt an einer Parodontitis. Bei den Personen ab 65 Jahren steigt die Zahl der Betroffenen auf fast zwei Drittel und ab dem Alter von 75 Jahren, haben ca. 9 von 10 Personen eine Parodontitis. Das sind die Ergebnisse der Deutsche Mundgesundheitsstudie V aus dem Jahr 2016. Die Parodontitis gehört damit zu den Volkskrankheiten und ist ein Grund mehr, die regelmäßigen Termine beim Zahnarzt oder der Zahnärztin nicht ausfallen zu lassen!
Doch was ist eigentlich die Parodontitis? Die Parodontitis, die umgangssprachlich auch Parodontose genannt wird, ist eine ernsthafte, entzündliche Erkrankung des Zahnapparats. Je nach Schweregrad betrifft die Parodontitis damit nicht nur das Zahnfleisch, sondern kann sich auf die Zahnwurzel und sogar die Knochen ausbreiten.
Der Zahnhalteapparat, in der Fachsprache Parodontsetzt sich aus folgenden Strukturen zusammen, die betroffen sein können:
Zusammen mit der Endung „-itis“, die in der Medizin einen Entzündungsprozess beschreibt, ergibt das Parodontits. Kurz also: Parodontitis = Entzündung des Zahnhalteapparates.
WICHTIG: Bleibt die Parodontitis mit ihren Zahntaschen unbehandelt, droht der Zahnverlust. Außerdem steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Frühgeburten und Demenz.
Die Ursache einer Parodontitis sind immer Bakterien. Zwar gehören Bakterien zu unserem oralen Mikrobiom – sowohl „gute“ als auch „schlechte“ leben in einem ökologischen Gleichgewicht. Allerdings kann dieses Gleichgewicht durch bestimmte Risikofaktoren kippen. Wenn das passiert, können sich die krankmachenden Keime und der bakterielle Biofilm rasant vermehren und es kommt zu Zahnfleischrückgang.
Die Entstehung einer Parodontits kann durch die verschiedensten Faktoren begünstigt werden. Zum einen spielt die Ernährung eine Rolle, da sich Mangelerscheinungen zum Beispiel auf das Immunsystem und die Abwehr von Entzündungen auswirkt. Daneben zählen auch Übergewicht oder Diabetes zu den Risikofaktoren einer Parodontitis. Aber auch Angewohnheiten wie Rauchen oder die Mundatmung strapazieren das Gleichgewicht unserer Mundflora, wodurch sie die Entstehung einer Parodontitis begünstigen. Daneben können aber auch Füllungen oder Kronen ein Risiko sein, wenn diese zum Beispiel schlecht an das Zahnfleisch angepasst sind, defekt sind oder gar eine Materialunverträglichkeit vorliegt, wodurch das Zahnfleisch gereizt wird.
INFO: Gerade Zahnfleischrückrang durch Stress ist nicht zu unterschätzen. Physischer und Psychischer Stress sorgen dafür, dass entzündungsfördernde Stoffe ausgeschüttet werden.
Die genetische Veranlagung spielt tatsächlich eine Rolle bei der Anfälligkeit für eine Parodontitis und dem Schweregrad des Verlaufs. Dafür verantwortlich ist ein Genkomplex, der vererbbar ist und für die Bildung von entzündungshemmenden Stoffen des Immunsystems zuständig ist. Bei ungefähr einem Drittel der Bevölkerung ist dieser Genkomplex verändert und es kommt zu einer Überproduktion dieser Immunabwehrstoffe. Das hat negative Auswirkungen, da die Entzündungsreaktionen hierdurch nicht gehemmt, sondern sogar verstärkt werden und auch das eigene Zahnfleisch angegriffen werden kann.
Wer diese genetische Veränderung also vererbt bekommt, hat ein größeres Risiko an einer Parodontitis zu erkranken.
Bevor eine Parodontitis entsteht, kommt es vorerst zur Zahnfleischentzündung, die in der Zahnmedizin als Gingivitis bezeichnet wird. Die Gingivitis ist eine leichte Parodontitis und damit noch vollständig heilbar.
Durch eine gute Zahnpflege, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Zahnreinigungen bei deinem Zahnarzt, kommt es bei einer Gingivitis zu keinem Gewebe- und Knochenverlust und die leichte Parodontitis kann gut behandelt werden. Dennoch ist die Gingivitis das Anfangsstadium der Parodontitis und sollte daher ernst genommen werden. Auch wenn die Symptome hier noch nicht sehr ausgeprägt sind, sollte direkt gehandelt werden, um eine schlimmere Entwicklung zu verhindern.
Die Gingivitis als leichte Parodontitis ist anfangs nicht schmerzhaft. Ein erstes Anzeichen ist entzündetes das Zahnfleisch, welches sich gerne mit einer Blutung während oder nach dem Zähneputzen äußert. Viele bemerken auch zurückgehendes Zahnfleisch, Mundgeruch oder auch eine leichte Beweglichkeit der Zähne.
Folgende Symptome sind bei einer leichten Parodontitis üblich:
Hier kann man ganz klar sagen: Ja!
Die Parodontitis ist ansteckend, denn die Bakterien können über den Speichel übertragen werden. Daher sollten sich auch dein Partner oder deine Partnerin, sowie deine Kinder beim Zahnarzt vorstellen, damit ein Parodontaler-Screening-Index durchgeführt werden kann.
Die Parodontitis immer eine chronische Erkrankung. Allerdings gibt es unterschiedliche Formen beziehungsweise Schweregrade. Das Stadium I und II beschreiben eine leichte, aber akute Parodontitis. Stadium III hingegen eine fortgeschrittene Parodontitis und Stadium IV die schwere Parodontitis. In den letzten beiden Stadien kann es schon zu Zahnverlust, Zahnwanderung oder Zahnlockerung gekommen sein.
Grade bei der aggressiven Form der Parodontitis, von denen meist die jüngeren Menschen unter 35 Jahren betroffen sind, kommt es zu einem raschen Knochen- und Gewebeverlust. Eine Eiter- oder Sekretbildung kann ebenfalls möglich sein.
Dir steht eine Parodontosebehandlung bevor oder du hattest bereits eine? Dann gilt es für dich einige Dinge zu beachten.
Diagnose
Zunächst untersucht dein Zahnarzt oder deine Zahnärztin deine Mundhöhle und deine Zähne gründlich, um beispielsweise die Zahntaschentiefe zu messen und anhand verschiedener Faktoren eine Parodontitis, sowie das Stadium zu diagnostizieren. Zur Untersuchung können zum Beispiel auch Röntgenaufnahmen oder ein Bakterientest hinzukommen.
Behandlung (Basistherapie)
Während der Parodontosebehandlung werden deine Zahnfleischtaschen behandelt. Diese Reinigung ist in der Regel nicht schmerzhaft, da die Zahnfleischtaschen in den allermeisten Fällen betäubt werden. Die Zahntaschen werden dabei mit Ultraschall und speziellen Instrumenten gereinigt und der bakterielle Biofilm wird entfernt. Die Therapie kann mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen.
Kontrolle
Nach einigen Wochen wird der Erfolg der Behandlung bei einer Nachkontrolle überprüft und gegebenenfalls weitere Maßnahmen eingeleitet.
Weiterführende Behandlung
In schwerwiegenden Fällen oder einer fortgeschrittenen Parodontitis, können auch weitere Behandlungsmethoden wie chirurgische Eingriffe oder Methoden zum Knochenaufbau benötigt werden. Das Vorgehen besprichst du mit deinem Zahnarzt oder deiner Zahnärztin, die dich bei der Therapie begleitet.
Die Kosten der Behandlung variieren stark je nach Ausprägung und Schweregrad der Parodontitis. Während die Kosten der Erstuntersuchung zwischen 50 bis 150€ liegen können, steigen die Kosten der Behandlung in den vierstelligen Bereich. Chirurgische Eingriffe sind hierbei deutlich teurer, als verschieben Antibiotika.
Die Basistherapie der Parodontitisbehandlung wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Zu den Kriterien zählen zum Beispiel die Diagnose der Parodontitis und ein Behandlungsplan. Bedarf es einer weiterführenden Behandlung oder speziellen Eingriffen wie zum Beispiel Methoden zum Knochenaufbau, werden diese oft nicht von den Krankenkassen übernommen.
INFO: Auch Implantate oder bereits sehr bewegliche Zähne mit starkem Knochenabbau werden nicht bezahlt. Dennoch ist die Behandlung der Parodontitis in diesen Fällen sehr wichtig, weil die Bakterien in der Mundhöhle sonst wandern und gereinigte Wurzeloberflächen wieder neu besiedeln können.
Nach der Zahnfleischbehandlung solltest du deine Zahnbürste und deine Interdentalbürstchen wechseln. Deine Zähne solltest du ganz normal weiter pflegen und putzen. Außerdem kann eine antibakterielle Mundspülung dabei helfen, das bakterielle Gleichgewicht im Mund in Balance zu halten und die Belastung durch „schlechte“ Bakterien zu reduzieren.
WICHTIG: Die Parodontitis ist nicht heilbar. Es ist eine chronische Erkrankung, mit der du aber wunderbar leben kannst, wenn du regelmäßig deine Termine bei der unterstützenden Parodontitistherapie (die Zahnreinigung nach der Parodontitisbehandlung) einhältst. Versuche auch deine Risikofaktoren zu reduzieren, dann hast du im Normalfall keinen weiteren Zahnfleischrückgang zu erwarten.
Nein! Eine Parodontits ist eine ernstzunehmende bakterielle Erkrankung. Ohne professionelle Behandlung kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen, die teilweise irreversible Schäden mit sich bringen können. Solltest du also den Verdacht haben, dass du von einer Parodontitis betroffen sein könntest, solltest du in jedem Fall deinen Zahnarzt oder deine Zahnärztin aufsuchen. Das gilt auch, wenn sich erst Symptome einer leichten Parodontitis bemerkbar machen – je früher gehandelt wird, desto besser!
Du kannst einer Parodontose vorbeugen, indem du zunächst vermeidest, dass es überhaupt zu einer Gingivitis, also dem Anfangsstadium der Parodontitis, kommt.
Gehe also regelmäßig zu deinem Zahnarzt und zu deiner Prophylaxefachkraft/Dentalhygienikerin, um deine Zahn- und Mundgesundheit überprüfen zu lassen. Wichtig ist außerdem, dass du deine Zähne gut und in regelmäßigen Abständen die professionelle Zahnreinigung durchführen lässt. Was du bei deiner Mundhygiene beachten solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Nutze hierfür Zahncremes und Spülungen, die einen antibakteriellen Wirkstoff beinhalten, wie beispielsweise Zinnfluorid und/oder ätherische Öle wie das Teebaumöl. Hierfür eignet sich zum Beispiel unsere Zahncreme mit Teebaumöl + Fluorid.
Achte zudem auf deine Ernährung und dein Immunsystem. Eine antientzündliche Ernährung ist sehr sinnvoll – am besten vermeidest du hierbei zuckerhaltige und verarbeitete Lebensmittel.
Tipp: Je saisonaler und natürlicher deine Ernährung ist, desto besser kann dein Immunsystem arbeiten.
Beachtest du diese Dinge, dann steht einer erfolgreichen Therapie nichts im Wege und du kannst deine Mundhöhle lange gesund erhalten.